Eröffnung: 22. September 2015
Ausstellung: bis 20. Oktober 2015
Eröffnungsrede: Vitus Weh
Performance: Jean-Marie Braun
Finissage-Party: 17. Oktober 2015
DJ-Line: Vasari, Sebastian Schlachter-Delago, DJ Kenon
Aus der Eröffnungsrede von Vitus Weh (Kunstkritiker und Museumsberater, Wien):
“Das Thema dieser Ausstellung in der Kunsthalle Linz ist nicht zuletzt die Vernissage selbst. Direkt übersetzt bedeutet das Wort „Firnis-Tag“ und bezeichnete ursprünglich den Tag VOR der eigentlichen Eröffnung der Pariser Salons. Am Tag der „Vernissage“ legten die ausstellenden Künstler ein letztes Mal Hand an ihre Bilder und trugen den Firnis auf, der die Maloberfläche einerseits schützte, den Bildern aber auch einen ganz besonderen Glanz verlieh. Dieses feierliche Fixieren der Bilder wird bei dieser Ausstellung vom Künstler vorgenommen.
Jean-Marie Braun zeigt in der Kunsthalle Linz rund 50 neue Bilder. Die Bilder haben unterschiedliche Formate – klein und groß, teils lang gestreckt, teils quadratisch – aber sie zeigen alle das gleiche Sujet: Rein faktisch sind es Kohlezeichnungen, die – immer gleich – von ganz dunkel bis hell verlaufen. Von der Anmutung her erkennt man darin eine impressionistische Lichtspiegelung. Da die Bilder in alle vier Richtungen gedreht sind, bleibt allerdings im Vagen, ob es sich um Sonnenauf- oder -untergänge am Meer, um nächtliche Szenen oder sonstige Reflexionen handelt. Ganz offensichtlich jedoch geht es ganz zentral um den Effekt eines Lichterglanzes und zudem um ein beunruhigendes Spiel mit der Gravitation.
Die Hängung der Bilder wiederum ist barock, das heißt die Bilder füllen die zentrale große Ausstellungswand dicht an dicht vom Boden bis zur Decke. Die überwältigende Wirkung dieser Hängung wird durch einige wenige Bilder, die tief auf den Wänden links und rechts hängen, nur noch gesteigert. Kunsthistorisch schließt solch eine Präsentation an den Begriff des Sublimen bzw. Erhabenen an. Berühmte Maler, die ebenfalls auf die Kategorie des Erhabenen zielten, waren der Engländer William Turner und der US-Amerikaner Barnett Newman. Beide sind für die Ausstellung von Jean-Marie Braun passende Vergleichspositionen: Während sich William Turner (1775-1851) in seiner zweiten Lebenshälfte vornehmlich mit Lichtstimmungen, mit Wolken- und Meereslandschaften beschäftigte und dadurch zum bis heute bewunderten Protoimpressionisten wurde, experimentierte Barnett Newman (1905-1970) mit großen monochromen Farbfeldern, die den Betrachter bereits durch ihre schiere Größe überfordern und meditativ auf die Kategorie des Sublimen verweisen sollten. Beide Positionen spiegeln sich buchstäblich in der hier präsentierten Ausstellung wider.”
Jean-Marie Braun: Studium an der Freien Kunstakademie Nürtingen, Kunstuniversität Linz und an der École supérieur des beaux-arts de Marseille-Méditerranée. Seine Malereien und Zeichnungen entstehen im bildnerischen Verfahren des Realisierens.
Kuratorin: Claudia Keil
Fotos: Katharina Loidl